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Künstliche Intelligenz im Tourismus: Zwischen Innovationsschub und Akzeptanzhürden

  • Autorenbild: Desiree Schier
    Desiree Schier
  • 20. Mai
  • 3 Min. Lesezeit

Einleitung: Der Spagat zwischen High Tech und High Touch

Der Tourismus befindet sich in einem massiven Wandel. Digitale Technologien und insbesondere Künstliche Intelligenz (KI) spielen eine immer größere Rolle bei der Gestaltung touristischer Angebote, der Kommunikation mit Reisenden und der strategischen Planung. Doch trotz rasanter Fortschritte zeigen aktuelle Studien und Praxisberichte, dass Akzeptanz und Wissen über KI im Tourismussektor stark variieren. Dieser Beitrag fasst zentrale Erkenntnisse der Realizing Progress Analyse sowie der Jahrestagung 2024 "High Tech und High Touch" zusammen. Er zeigt, wie B2B-Tourismusunternehmen den Weg in die KI-Integration schaffen können.


Der Status quo: Unsicherheit und Neugier in Balance

Bevölkerung: Neugierig, aber mit Wissenslücken

Laut einer Studie des Bayerischen Zentrums für Tourismus aus dem April 2024 schätzen nur 13 % der deutschen Bevölkerung ihren Wissensstand zur KI als groß ein. Die Mehrheit liegt im mittleren bis unteren Bereich. Gleichzeitig geben 70 % der Befragten an, im Rahmen touristischer Dienstleistungen den menschlichen Kontakt gegenüber KI zu bevorzugen. Die Nutzung von KI-Tools wie ChatGPT, Midjourney oder DALL·E ist in der Alltagsrealität vieler noch selten.

Besonders auffällig ist, dass obwohl knapp ein Drittel der Befragten KI grundsätzlich positiv gegenübersteht, viele mit ihrer Nutzung ethische und datenschutzrechtliche Bedenken verbinden. So haben 69 % der Bevölkerung Bedenken hinsichtlich mangelnder Transparenz bei der Datenverwendung. Ebenso fürchten 63 % eine mögliche schädliche Nutzung oder Manipulation durch KI-Systeme. Diese Skepsis zeigt, wie wichtig Aufklärung und vertrauensbildende Maßnahmen im Tourismussektor sind.

Touristische Unternehmen: Hohe Erwartungen, begrenzte Umsetzung

In touristischen Unternehmen herrscht der Wille zur Integration von KI. Bereits 68 % nutzen KI zur Content-Erstellung, 61 % setzen auf Spracherkennung und Textgenerierung. Doch der Einsatz ist oft punktuell und nicht flächendeckend. Hemmnisse wie fehlendes Know-how (63 %), personelle Engpässe (60 %) und Datenschutzbedenken (47 %) blockieren vielerorts die Umsetzung.

Auch die Nutzungsintensität unterscheidet sich stark je nach Unternehmensgröße. Während große Unternehmen mit mehr als 100 Mitarbeitenden vermehrt KI in der Marktanalyse oder bei Visualisierungen einsetzen, sind kleinere Betriebe eher zurückhaltend. Besonders groß ist der Bedarf an Workshops, praxisnahen Schulungen und externen Dienstleistern. Sie helfen dabei, Wissenslücken zu schließen und ethisch saubere Implementierungen zu ermöglichen.


Erfolgsfaktoren für eine smarte KI-Einbindung im Tourismus

1. Strategie statt Aktionismus

Statt KI isoliert in Marketing oder Kundenkommunikation einzusetzen, braucht es eine ganzheitliche KI-Strategie. Diese sollte von der Führungsebene getragen werden. Die Phasen von der Ideation über Prototyping bis hin zum skalierbaren Rollout müssen systematisch geplant sein. Orientierung bietet das Modell „AI-Operations at Scale“ aus der Jahrestagung.

2. Workshops, Schulungen und Changemanagement

Die Akzeptanz der Mitarbeitenden ist entscheidend. Studien zeigen: Vertrauen entsteht durch präsenzbasierte Workshops, offene Gespräche und klar kommunizierte Ziele. Regelmäßige Weiterbildungen fördern nicht nur das Verständnis. Sie stärken auch die Identifikation mit dem Thema.

3. Transparenz und Ethik

Nutzer erwarten Transparenz bei der Datenverwendung und eine ethisch vertretbare Anwendung von KI. Tourismusorganisationen müssen daher nicht nur DSGVO-konform handeln. Sie sollten auch Richtlinien zu Fairness, Verantwortung und sozialer Wirkung entwickeln.


Fazit: KI im Tourismus als lernende Reise

Der Einstieg in die Welt der KI muss kein Großprojekt sein. Kleine, strategisch geplante Schritte, die sowohl technologische als auch menschliche Aspekte berücksichtigen, können bereits große Wirkung erzielen. Wer die Chancen der KI nutzt, ohne die Bedürfnisse von Gästen und Mitarbeitenden aus dem Blick zu verlieren, wird zum Gestalter einer zukunftsfähigen Tourismuslandschaft.


Quellen: „Künstliche Intelligenz im Tourismus: So gelingt euch der Einstieg!“ (Realizing Progress, 2024) und „High Tech und High Touch – Tourismuszukunft im Spannungsfeld von Mensch und Technik“ (Jahrestagung 2024, Bayerisches Zentrum für Tourismus)

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